Bist du noch Mensch

Ernstes Stück von Franz Rieder

1986/1987

Zum Inhalt

Rasso wird von Baptist Schocher beim Stehlen erwischt. Schocher will ihn angreifen. Rasso, des Rauftricks meisterhaft kundig, schleudert Schocher zur Schenke. Rupert ist hinter Rassso her, er kommt aber zu spät. Sofie stürzt ihm im höchsten Schrecken hilferufend in die Schenke – Rasso und Reno raufen wie zwei Löwen auf offener Straße. Adele ist tief betrübt – sie liebt Rasso. Rustan will helfen und kann nicht, er ist ein alter Mann. Lissa stürmt in wilder Hast in die Besinnung zweier nach Frieden suchender Menschen – Reno scheint geflohen zu sein. Stimmt aber nicht. Der Ortsbauer erbebt vor Entsetzen wie Reno feststellt, daß ihm 400 Mark aus seiner Brieftasche gestohlen wurden. Wer ist der Dieb? Rasso wird verfolgt und Zeugen müssen gefunden werden. Rasso hat sich der Schlinge entwunden – er braucht Geld und will fliehen. Kaplan Wander prallt mit ihm zusammen. Ein Duell um Gerechtigkeit! Wer siegt: Gott oder der Mensch? – Es ist alles verloren. Reno reizt zum zweitenmal. Lissa tritt in Erscheinung, sie kennt keine Moral – ist Ehebrecherin. Wilde Ehe – verstoßener Sohn – Kaplan Wander tritt dazwischen! Betrug wird wach und Rache beginnt zu brennen. Baptist Schocher ist der Geprellte. Eine Welt bricht zusammen, ein Betrüger wird entlarvt – Bestie, Wildnis, Sensation! Das wäre ein wildes Geschehen von der einen Seite betrachtet. Aber es ist gar nicht so. Betrachten wir nun die andere: Wer ist Rasso? – Rasso ist ein junger Bursche, auf Abwege geraten und warum? Seine Eltern sind geschieden – der Vater ein Trinker und die Mutter zu keinem Opfer bereit. Als Kind schon war er der Straße überlassen und kannte nur Prügel aber keine Liebe. Er wurde ein Spielzeug von gewissenlosen Menschen und lernte sehr früh den Alkohol kennen. Und da werden wir mit Baptist Schocher bekannt. Er ist Gastwirt und kennt in seinem Gewerbe nur das Geschäft. Erst bis er von seinen eigenen Sünden gestraft wird, erkennt er die Notwendigkeit der Moral. Sofie, seine Frau, ist zu schwach um die Dinge in ihrer Deutlichkeit zu sehen. Aber Adele, ihre Tochter, ist keine Geschäftsnatur, sondern nimmt den Menschen genauer und was mit allen Mitteln verhindert werden will, ist geschehen – Adele hat sich in Rasso verliebt. Und welche Rolle spielt nun der alte Rustan dabei? Er ist ein greiser Mann, der keinen Menschen aufgibt und den Mut hat, die Dinge beim Namen zu nennen. Er macht sich verhaßt dabei. Ortbauer tritt nur damit in Erscheinung, daß er für einen dummen Stolz viel Ehre opfert. Aber Reno, der Buhler von Rassos Mutter, Lissa, ist die Hauptfigur der Schlechtigkeit. Er ist es, der Rasso eines Diebstahls bezichtigen will, den er selber ausgeführt und eine Brandstiftung auf Rasso abschiebt, die er selber begangen hat und sogar Baptist Schocher als falschen Zeugen gewinnt. Und in diese Wildnis menschlicher Leidenschaften tritt Kaplan Wander in viele Herzen : „Bist du noch Mensch?“